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Kapverden: Schönes Wetter, miese Laune

Kapverdianer – Nachkommen von Dr. Jakyll und Mr. Hide?

Auf 16°44’53N, 24°28’W und ca. 600 KM westlich der afrikanischen Küsten liegt eine ganz besondere Nation. 14 Inseln bilden die Republik Kapverden. Neun Inseln sind von 550.000 Menschen bewohnt, vergleichbar mit der Bevölkerung Luxembourgs.

Die Portugiesen haben in Ihrer ehemaligen Kolonie die Landessprache hinterlassen. Statistisch werden die Kapverden zu den wohlhabenderen Nationen Afrikas gezählt, aber das ist vermutlich nur die Magie der Statistik. Ich fand die Armut unübersehbar. Tolles Wetter und eine konstante Temperatur zwischen 25 und 30 Grad während des ganzen Jahres helfen den Tourismus weiter zu entwickeln, von dem vor allen die internationalen Konzerne profitieren. Das Leben kann für die Menschen hart sein, da hilft auch die wunderbare Natur nicht viel.

Die meisten Touristen sehen bei Ihrem Besuch nicht mehr als die Strandinsel Sal. Nur wenige Besucher nehmen die Mühen auf sich, die Naturschönheiten und Menschen von San Antao, Sao Vincente, Sao Nicolau oder die Hauptstadtinsel Santiago zu besuchen. Mit Ausnahme von Sal sind die anderen Inseln touristisch noch recht jungfräulich. Das Reisen zwischen den Inseln ist tatsächlich mühsam, denn es kann 250 km über das offene Meer gehen. Inlandsflüge fand ich übermäßig teuer und die wenigen Schiffsverbindungen waren nicht sehr nützlich. Wenn man sich die Reisemühen antut, wird man aber auch belohnt. Die Natur ist sehr abwechslungsreich und unglaublich schön.

Ich habe die Kapverdianer als Menschen mit zwei Gesichtern erlebt. Tagsüber traf ich viele zurückhaltende, verschlossene und distanzierte Menschen. Unübersehbar als Besucher erkennbar, waren die Erwartungen an mich eindeutig. Ich sollte die volle Verantwortung für das Elend der Sklaverei des 16. Jahrhunderts übernehmen. Die zahlreichen Bettler erwarteten mit dreister Selbstverständlichkeit Geld oder Kleidung. Die Marktleute dass ich klaglos höhere Preise zahlte und die Zöllner, dass ich die absurdesten Gebühren akzeptieren sollte. Gastfreundlichkeit geht anders und ich fühlte mich selten in einem Land weniger willkommen. Aber zum Glück gab es noch das andere Gesicht.

Nach dem Einbruch der Dunkelheit wurde alles anders. Die Menschen wurden lockerer, der Umgang freundlicher und ich fühlte mich sogar ein bisschen willkommen. Die Kapverdianer müssen Noten in ihre DNA geknüpft haben. Abends gehst du durch die Straßen und hörst überall Musik. Wer nicht singt, tanzt. Die Metamorphose geht so weit, dass die Menschen lachen und Spaß haben. Es ist fast egal wer spielt oder singt, es ist großartig.

Die Kapverdianer verehren die Sängerin Cesária Evora als Nationalheilige und die leider verstorbene Sängerin, war eine der ganz großen Musikerinnen der Welt. Den Song Sodade kennt wohl jeder (und falls nicht, unbedingt hören). Das Unfassbare ist aber, das man an einem Abend in Mindelo ein Dutzend Cesárias hört. Überall, einfach so, in der Kneipe oder einem Platz. Zum Wochenende wird mal schnell die  Hauptstraße gesperrt und eine Bühne für die Live-Musik aufgebaut. Die Kapverder haben Musik im Blut. Bis die Sonne wieder aufgeht.

Wer die Kapverden verstehen will, muss die verschiedenen Inseln besuchen. Sal ist eine andere Welt, die wahre Essenz der Kapverden muss man auf den anderen Inseln erleben. Vielleicht komme ich irgendwann wieder, zu diesen Inseln im Nirgendwo.

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